L & MRC
Im Jahr 1823 gründeten Textil-Unternehmer aus beiden Städten die Liverpool & Manchester Railway Company. Der Schiffstransport war ihnen zu teuer. Für den Transport der Waren plante man eine 56 km lange Strecke zwischen Liverpool und Manchester. Die Idee der Dampflokomotive war noch nicht ausgereift. So wollte man zunächst ganz auf Dampflokomotiven verzichten und den Betrieb mithilfe von 21 festinstallierten Dampfmaschinen durchführen. Auch im gleichen Jahr wurde durch das englische Parlament der Personen-transport mittels Dampflokomotive auf Schienen genehmigt. Als im April 1825 plötzlich das Genehmigungsverfahren für die Liverpool and Manchester Railway, ein weiteres Projekt von Stephenson, im House of Commons durchfielm verschob sich die Realisierung um mehr als 4 Jahre.
Das Rennen von Rainhill
Trotz Pleiten und Pannen ließ sich die Liverpool & Manchester Railway Company von ihrem Vorhaben, eine Strecke zwischen beiden Städten zu realisieren, nicht abbringen. Bald war die Strecke fertig. Doch es gab aber noch nicht die geeignete Lokomotive für diese Strecke. Um zu prüfen, welche der vier Lokomotiven aller Mitbewerber in Frage kommt, wurde auf Drängen des selbstbewussten George Stephenson von den Direktoren der Firma ein Wettbewerb ausgeschrieben. Das legendäre „Rainhill Trials“ (deutsch „Rainhill-Erprobungen“) am 6. Oktober 1829 ging in die Geschichte der Eisenbahn ein. Den Streckenanforderungen nicht gewachsen waren der viel zu leichte Publikumsliebling “Novelty” als auch die zu schwere “Sans Pareil”. Beide bleiben alsbald mit Maschinenschaden liegen. Schneller als verlangt dampfte Stephensons “Rocket” recht zuverlässig auf der 56 Kilometer langen Teststrecke hin und her. Schon kurz nach Beginn war der Sieger eindeutig klar. George Stephenson erreicht den Werbeeffekt, den er sich erhofft hatte.
Mitten durch Rainhill: Eine zweigleisige Strecke mit Signaltechnik
Angeregt durch den Erfolg der Stockton and Darlington Railway wurde eine nächste öffentliche Strecke 1830 zwischen der Hafenstadt Liverpool und der Textilindustriestadt Manchester eröffnet. Stephenson größter Traum war Realität geworden. Die Strecke sollte ausschließlich mit fahrenden Lokomotiven betrieben werden. Als erste Lokomotive entschied man sich für „The Rocket“, die mit 48 km/h das berühmte Rennen von Rainhill gewonnen hatte. Zu keiner Zeit durfte nämlich die Hilfe von Pferden zurückgegriffen werden. Die bereits seit 1830 zweigleisige Strecke verfügte kurze Zeit später über ein Signalsystem, das einen Zugbetrieb in kurzen Abständen ermöglichte. Völlig neuartig war ein ab 1840 nach Fahrplan geführter Personen- und Güterverkehr. Die weltweit erste Intercity-Strecke mit festem Fahrplan war geboren. Nach dem legendären Rennen von Rainhill steigt die Zahl neuer Bahnlinien explosionsartig. Die Eisenbahn konnte sich bald etablieren und hatte natürlich auch große Auswirkungen auf die Gesellschaft. Übrigens: Der erste Zug in Deutschland, gezogen von der Dampflokomotive Adler, fuhr am 7. Dezember 1835 von Nürnberg nach Fürth. Und die erste Zugfahrt auf amerikanischen Boden war am 8. August 1829.
Faszination Erbe Dampfeisenbahn
Wenn Dampfloks mit ihrer wallenden Mähne aus Dampf und Rauch laut schnaufend vorbeizogen, gab es kaum jemanden, der sich nicht umgedreht und ihnen nachgesehen hat. Noch heute ist es so. Noch lange nach ihrer Zeit ziehen die Dampfrösser den Betrachter immer wieder in ihren Bann. Gerade in England wird das Erbe Dampflokomotive mit so viel Enthusiasmus erhalten wie in keinem anderen Land. Die Engländer investieren sehr viel in das Erbe der Eisenbahn. Denn hier werden wieder Dampflokomotiven gebaut. 1990 gründeten eine Gruppe Geschäftsleute, die gleichzeitig Eisenbahnfans sind, einen Verein und entschieden sich dazu eine Original-Dampflokomotive der LNER-Klasse A1 von Grund auf neu zu bauen. Seit 2008 fährt sie über englische Gleise. Ja, sie sind so voller Begeisterung, dass bereits eine zweite Dampflok kurz vor der Vollendung steht. Der Nachbau der legendären LNER-Klasse P2 wird 2022 betriebsbereit sein.